Das menschliche Haar

Das menschliche Haar

Es ist blond, es ist braun, es ist lockig, es ist glatt, es ist dünn, es ist dick, es ist lang, es ist kurz, und leider ist es manchmal nicht da, wo es sein soll, oder da, wo es nicht sein soll: Das menschliche Haar. Grund genug also, sich “dem Haar” einmal ausführlich zu widmen!

Wir waschen, schneiden, färben, rasieren und frisieren unsere Haarpracht. Und genauso strebsam sind wir bei der Entfernung ungeliebter Körperhaare, ob im Gesicht oder an den Beinen, unter den Achseln oder auf dem Rücken. Doch was ist eigentlich das Haar genau? Warum haben wir Haare? Und wie waren die Haarmoden im Wandel der Zeit?

Rapunzel lass dein Haar herunter – oder:
unser schönstes Schmuckstück

Vor allem Frau hat ein ganz besonderes Verhältnis zu ihrem Haar. Dabei scheint die Regel zu sein, dass sich ein Lockenkopf seidenglattes Haar wünscht, aber von so mancher Frau um die eigene wilde Mähne glühend beneidet wird. Was für Haare wir tatsächlich haben ist bereits in unseren Genen festgeschrieben. Ob wir glatte oder gelockte Haare haben liegt z.B. an der Haarform, dem Querschnitt des Haares. So haben Ostasiaten einen runden Haarquerschnitt und daher meist glattes Haar.

Ein paar Zahlen

Wie viele Haare wir haben und wie schnell sie wachsen hängt auch von unseren Genen ab. Pro Monat kann ein Haar ca. 1 cm wachsen. Im Jahr können es so bis zu 15 cm sein. Blonde haben durchschnittlich mehr Haare als Rothaarige. Die maximale Haarmenge beträgt dabei ca. 150 000. Am gesamten Körper können es rund 5 000 000 sein. Dabei ist es ganz natürlich, dass wir täglich Haare verlieren, bis zu 100 Stück. Kein Grund zur Panik.

Schöne neue Haarwelt

Der Technik sei es gedankt, dass mit der Entwicklung immer neuer Geräte und immer ergiebigerer Pflege- und Stylingprodukte nun so manches “Haarwunder” im eigenen Badezimmer möglich ist. So muss es nicht immer die chemische Haarglättung beim Friseur sein, es gibt ja auch effektive “7-Tage-glatt”-Produkte. Anstatt der Ansatzwelle beim Hairstyling-Team um die Ecke, kneten und sprühen wir selber Volumenhelfer auf unser Haupt. Da wir immer mehr über den Aufbau des Haares wissen, können wir auch den Umgang mit ihm optimieren.

Cuticula, Cortex und Medulla

Das Haar besteht aus 3 Schichten: Cuticula, Cortex und Medulla. Die Cuticula ist die sogenannte Schuppenschicht. Ist das Haar gesund, liegen die Schuppen flach an; das Haar ist glatt und glänzt. Die Cortex besteht aus Keratinfasern. Der Hauptbestandteil des Haares ist tatsächlich Keratin. Wer gesund aussehendes Haar haben möchte kann daher mit Pflege- und Stylingprodukten nachhelfen, die flüssiges Keratin enthalten. Die Medulla ist das Mark der Haare.

Das menschliche Haar im Wandel der Zeit

In der Vorzeit hatte das Haar vor allem eine biologische Funktion. Es schützte vor direktem Wetter-Einfluß. Es dürfte allerdings auch bei der Partnerwahl schon eine Rolle gespielt haben. Schönes und gesundes Haar war halt schon immer attraktiv.
Im Alten Testament liegt die göttliche Kraft des Helden Samson in seinen Locken. Als ihm diese abgeschnitten werden, ist es aus mit seiner Kraft. Auch in der Antike wurde das Haar als Sitz der Lebenskraft gesehen. Im Mittelalter wurden Haarringe vor der Beisetzung als Andenken an die Hinterbliebenen verteilt. Im England des 19. Jahrhunderts gab es Trauerbroschen, die mit oder aus Haaren gefertigt waren. Aber Haar war nicht nur Trauer-, sondern auch Freundschaftsschmuck. Marianne von Willemer beschenkte Goethe zum Geburtstag mit einer Freundschaftskette aus Haaren.
Die Geschichte des menschlichen Haares jedenfalls macht deutlich: Es ist nicht nur ein biologischer Teil unseres Körpers, sondern symbolisiert auch Kraft, Status und Gesundheit.

Die Perücke als Ersatz

Wenn es mit der eigenen Haarpracht nicht so geklappt hat, hat der Mensch in der Vergangenheit gerne mal mit einer Perücke nachgeholfen. Bereits im alten Ägypten wurden diese von Männern und Frauen gleichermaßen getragen. Besonders in Mode war die Perücke aber in der Barockzeit. Die Gründe dafür waren teilweise ganz praktischer Natur: Haarausfall als Folge von Krankheit und ihre Wärmefunktion in den unterkühlten barocken Schlössern. Aber sie war vor allem auch ein Statussymbol für Männer und Frauen am Hof.

Die Haare in Zeiten von Punks und Hippies

Haare, und hier vor allem Haarmoden, waren aber auch immer schon ein politisches wie persönliches Statement. Beispiel Punk Ära: Neben der Kleidung stand vor allem die Frisur für die Anti-Establishment Haltung dieser Subkultur. Oder die Hippie Bewegung. Hippies standen nicht nur für freie Liebe. Sie zeigten mit ihrem Äußeren, dass sie auf der Suche nach einer neuen Gesellschaft waren. Männer und Frauen trugen lange Haare. Und Frauen verbrannten nicht nur ihre BHs, sie verweigerten auch die Rasur von Achselhaaren. Das „freie“ Wachstum der Haare stand für Freiheit generell.

Ein Körper voller Haare?

Doch die Hippiebewegung ist schon lange vorbei. Vom Haupthaar einmal abgesehen, streben wir heutzutage nach einem glatten Körper. Glatte Beine, Bikinizonen und Achseln sind fast schon Pflicht. Als Körperbehaarung wird alles bezeichnet, was nicht auf dem Kopf wächst. Dabei ist einer der wichtigsten Unterschiede, dass Körperbehaarung einen viel kürzeren Wachstumszyklus hat als Kopfhaar. So wachsen Achselhaare nur ca. sechs Monate und Beinhaare fallen schon nach zwei Monaten aus.

Schön gestylt – und manchmal auch nützlich

Aber nicht jede Art von Körperbehaarung ist unliebsam. Nehmen wir z. B. die Augenbrauen und unsere Wimpern. Die perfekt gezupfte Augenbraue ist ein Kunstwerk. Mal buschig, mal elegant geschwungen rahmt sie das Auge perfekt ein und verleiht so unserem Gesicht einen ganz spezifischen Ausdruck. Wimpern sollen lang und dicht sein, Extensions und Wachstumsserum machen es möglich. Viel wichtiger ist aber, dass Brauen und Wimpern zu den Körperhaaren gehören, die eine wichtige Funktion haben. Sie schützen die Augen vor Schmutzpartikeln.
Auch die Nasenhaare, optisch natürlich nicht so attraktiv wie Augenbrauen oder Wimpern, dienen einem höheren Zweck. Sie fangen Sekrettropfen auf, damit diese nicht ungebremst aus der Nase herauslaufen wenn wir Schnupfen haben.

Der glatte Körper als Trend

Ob Körperbehaarung schön ist oder nicht, ist nicht nur eine Frage des persönlichen Geschmacks, sondern auch eine Frage der Mode. In der westlichen Welt gilt es heutzutage allgemein als schick, seine Körperbehaarung entfernen zu lassen. Der Trend geht zu glatter, haarloser Haut, besonders bei Frauen. Aber viele Männer ziehen nach und streben ebenfalls nach einen möglichst haarfreien Body.
Für alle Körperhaare, die wir gerne loswerden möchten, gibt es auch immer neue Methoden. Es wird gewachst, gezupft, rasiert, gelasert und epiliert. Und was an neuen Techniken noch auf uns zu kommt – da lassen wir uns gern überraschen!


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